Pressemitteilung des Landeselternrat Sachsen
Mit großer Verwunderung haben wir die Äußerungen des Ministerpräsidenten am 1. März 2021 vernommen, wonach den weiterführenden Schulen erst nach den Osterferien eine Öffnung in Aussicht gestellt wird. Dies würde für die betroffenen Schülerinnen und Schüler und auch für die Eltern bedeuten, dass es dann mittlerweile vier Monate keinen Präsenzunterricht gegeben hat. Für einen nicht geringen Teil der Schüler war diese Zeit noch länger, da bis zur allgemeinen Schulschließung Mitte Dezember sich immer wieder einzelne Lernende, ganze Klassen bis hin zu kompletten Schulen in Quarantäne begeben mussten.
Es ist uns außerordentlich wichtig zu betonen, dass es eine unangemessene Form der Kommunikation ist, diese Überlegungen aus der Presse entnehmen zu müssen. Es hat keinerlei öffentliche Debatte über andere Möglichkeiten stattgefunden. Wir haben nicht wahrgenommen, dass Interessen offen gegeneinander abgewogen wurden und man mit den Beteiligten das Gespräch gesucht hat.
Uns als Eltern ist bewusst, dass es einer sorgfältigen Abwägung bedarf, welche Schritte unternommen werden. Daher geht es nicht darum, Maximalforderungen aufzustellen und Präsenzunterricht um jeden Preis stattfinden zu lassen. Vielmehr geht es darum, intelligente Konzepte zu entwickeln, um Bildung und Infektionsschutz bestmöglich in Einklang zu bringen. Uns ist es allerdings wichtig, dass die Lernenden und ihre Familien sich nicht entscheiden müssen zwischen Bildung und Gesundheit!
Aus diesem Grund sehen wir die Lösung angesichts der Infektionslage weder im Regelbetrieb in den Schulen noch in einer kompletten Schulschließung. Vielmehr sollte ein Präsenzunterricht ermöglicht werden,
der die Einhaltung der Hygienemaßnahmen ermöglicht. Es gibt mittlerweile eine große Anzahl an Empfehlungen, wie Unterricht ausgestaltet werden kann, um die Vorzüge des Präsenzunterrichts mit dem erforderlichen Infektionsschutz umzusetzen.
Ausgehend von diesen Präventionsmaßnahmen, aber auch davon, welche Belastungen die derzeitige Situation für die meisten bedeutet, fordern wir folgende Schritte:
- Unterricht im Wechselmodell: Legen Sie allgemeine Regelungen fest, dass derartiger Unterricht möglich ist, aber lassen Sie jede Schule entscheiden, welches Modell für sie geeignet ist (z.B. wöchentlicher oder tageweiser Wechsel, Schichtbetrieb, Halbierung der Klassen oder noch kleinere Gruppen, Priorisierung von Lernenden mit besonderem Förderbedarf). So bekommt jede Schülerin und jeder Schüler die Möglichkeit, soziale Kontakte zu pflegen, Rückfragen zu stellen, sich Feedback einzuholen etc.
- Bereitstellung kostenfreier Testmöglichkeiten: Natürlich verhindert ein Test nicht die Ansteckung der getesteten Person, doch kann dies ein Mittel sein, um Schulen sicherer zu machen und Infektionsketten
schnellstmöglich zu unterbrechen. Priorität sollten hier Selbsttests haben, welche durch die Schülerinnen und Schüler eigenständig angewendet werden können, so dass kein medizinisches
Personal dafür gebunden werden muss und die Lernenden nicht in Testzentren o.ä. fahren müssen. - Verbindliches Maskentragen: Insbesondere ältere Schülerinnen und Schülern zeigen eine große Bereitschaft dahingehend, die Masken auch während des Unterrichts zu tragen, wenn so der teilweise Präsenzunterricht sichergestellt werden kann. Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass Regelungen geschaffen werden, so dass „Maskenpausen“ realisiert werden können. Außerdem ist es wichtig, dass es eine einheitliche Regelung für die Lehrenden und Lernenden gibt, die aus medizinischen Gründen keine Maske tragen können. Dies kann ein wichtiger Baustein zur Öffnung der Schulen sein.
- Raumluftfilteranlagen in den Klassenzimmern: Natürlich ist das regelmäßige Stoßlüften ein Mittel, um die Konzentration der Aerosole so zu reduzieren, dass das Infektionsrisiko verringert wird. Langsam wird es wieder wärmer, so dass man als Lernender nicht das Gefühl hat, nach fünf Minuten Stoßlüften völlig unterkühlt zu sein. Trotzdem bleibt in vielen Klassenzimmern das Problem, dass die Fenster nicht geöffnet werden können, teils wegen des zu lauten Straßenlärms, teils weil
es die baulichen Gegebenheiten nicht zulassen. Hier wäre es ein probates Mittel, mobile Raumluftfilteranlagen mit Hepafiltern der Stufe H14 einzusetzen, um das Ansteckungsrisiko zu verringern. - Einsatz zusätzlicher Busse im ÖPNV: Durch die Öffnung der Schulen würde sich natürlich auch das Aufkommen in Bus und Bahn wieder erheblich steigern. Angesichts dessen, dass derzeit viele Reisebusse und zugehörige Busfahrer stillstehen müssen, könnten diese Kapazitäten genutzt werden, um gerade zu den Stoßzeiten die Busse und Bahnen zu entlasten, so dass auch hier mehr Sicherheit geboten wird.
Kurz gesagt: Aus unserer Sicht sollte alles unternommen werden, was dazu beiträgt, die Schulen zeitnah oder zügig zu öffnen und gleichzeitig dem Schutz aller Beteiligten Rechnung zu tragen.
Wir als Eltern würden uns freuen, wenn wir alle gemeinsam in konstruktiven Diskussionen Lösungen finden können und stehen gern für Gespräche zur Verfügung!
Der Landeselternrat Sachsen
Die Pressemitteilung zum Download finden Sie hier: