2022-09-06 LER Sachsen - PM zum Schulstart

Der Landeselternrat unterstützt den Aufruf der GEW für den 21. September, verlangt aber mehr.

Wir starten das neue Schuljahr mit geplantem Unterrichtsausfall, Corona scheint längst nicht vorbei und Kinder, die vor Krieg flüchten mussten, sollen in den Schulen gut aufgehoben sein – in unser aller Interesse. Bei allen Krisenerscheinungen, die nicht enden wollen – wir müssen handlungsfähig bleiben und auch handeln. Dabei müssen wir Probleme angehen, die wir schon längst hätten lösen können. Nicht Handeln bedeutet Probleme weiter verschärfen, zum Schaden unserer Kinder und unseres Landes. Was muss jetzt passieren?  

1.    Das antiquierte Schulkonzept ersetzen und Schule grundsätzlich erneuern

Die Coronakrise hat vielfältige Mängel unseres Schulsystems aufgezeigt und dennoch müssen wir über mehr als nur die Entschlackung der Lehrpläne sprechen. Wenn Schüler an Schule leiden, wenn esLehrern nicht anders ergeht, dann stimmt etwas Grundsätzliches nicht. Es istmöglich, mit Lust zu lernen und wirklich gern in die Schule zu gehen. Die zaghaften Anfänge von fächerübergreifendem Unterricht sind längst nicht genug.

Sachsen möge hierzu auf Bundesebene eineInitiative starten, die dafür sorgt, dass wissenschaftsbasiert ein moderneszukunftsfähiges Schulkonzept entwickelt und eingeführt wird. Förderales Klein-Klein hat seit Jahrzehnten Probleme verschärft, anstatt sie zu lösen.

 

2.    Lehrpläne entschlacken

Sachsen möge sich in der Kultusministerkonferenz dafür einsetzen, dass bundesweit und einheitlich Lehrpläne grundsätzlich entschlackt werden. Bis zum Beginn der Weihnachtsferien sollen hier erste konkrete und handhabbare Festlegungen erarbeitet werden.

Es würde nicht nur den Druck beim dramatischen Lehrermangel mindern, wir würden auch Freiräume schaffen, um die eigentliche Qualität von Schule zu erhöhen, indem wir wirkliche Gestaltungsräume bereit stellen.

 

3.    Aufholen nach Corona neu justieren

Das Aufholen von Lernrückständen wurde und wird an Sachsens Schulen ganz unterschiedlich betrieben. So wurden die finanziellen Mittel des Aufholprogramms an der einen Schule genutzt, an der anderen Schule gab es gar keine Unterstützung für die Schüler. Zahlen über die tatsächlichen Bedarfe wurden ebenso wenig erhoben, wie über die wirklich unterstützten Schüler bzw. die Fächer, wo diese gewährt wurde.
Wir brauchen ein einfaches Konzept, welches sicherstellt, dass alle Schüler, die Unterstützung brauchen, diese auch erhalten und dass vor allem die Experten hierfür – die Fachlehrer verwertbare Aussagen treffen und die Bedarfe formulieren.

 

4.    Lehrerausbildung verbindlich stärken

Seit Jahrzehnten sprechen wir über zu wenig Lehrer und eine zu reformierende Lehrerausbildung, um mit unseren Schulen im 21. Jahrhundert anzukommen. Seit Jahrzehnten kommen deutschlandweit die politisch Verantwortlichen unterschiedlichster Parteien bei der Lösung des Problems nicht voran.

Wir brauchen auf Länder- und Bundesebene jetzt unbürokratische und dennoch nachhaltige Lösungsschritte, um an allen Schulen, egal welcher Schulart, endlich eine gute Unterrichtsversorgung zu gewährleisten.

Für Sachsen bedeutet dies jetzt die Erweiterung der Lehrerausbildung an allen vorhandenen Ausbildungsstandorten und die Implementierung derselben an den Standorten Görlitz und Zittau verbindlich und konkret festzuschreiben.

 

5.    Schulen müssen von außen unterstützt werden

Sicher ist es wichtig, den engagierten Lehrern für die Bewältigung der nicht enden wollenden krisenbedingten Herausforderungen der letzten 2 Jahre herzlich zu danken. Auf Dauer reicht das nicht! Bei der Gewinnung von Schulassistenzen und Schulverwaltungsassistenzen müssen die Schulen von außen unterstützt werden. D.h., es muss sichergestellt werden, dass Hilfsangebote, die es erlauben, dass sich Lehrer auf das Unterrichten konzentrieren können, den Schulen auf Anfrage von außen zur Verfügung gestellt werden.

Hierzu braucht es außerhalb von Schulen eine Stelle, die engagiert und unkompliziert diese Supportaufgaben übernimmt.

 

6.   Soziale Absicherung von Familien – das Schulessen und die Nutzung des ÖPNV müssen für jeden erschwinglich sein

Die Ausbildung unserer Kinder muss nicht nur fachlich-technisch auf hohem Niveau sichergestellt und stets weiterentwickelt werden. Die derzeitigen Preisentwicklungen allein beim Schulessen lassen eine monatliche Mehrbelastung von 20 € pro Schulkind für Familien erwarten. Die Senkung der Mehrwertsteuer federt hier offenbar zu wenig ab und das Kindergeld wurde gerade um lediglich 18 € erhöht. Die Einführung des Bildungstickets bringt ebenfalls eine finanzielle Mehrbelastung für eine große Anzahl der Familien mit sich und das bei keineswegs gestiegener Quanti- und Qualität der Schülerbeförderung vor allem im ländlichen Raum.

Hier erwarten wir weitere Lösungsvorschläge.

Der Landeselternrat Sachsen tritt dafür ein, dass die notwendigen Veränderungen in unserem Bildungssystem gemeinsam gemeistert werden.

Ob als (Regierungs-) Parteien, Ministerien, Verwaltungen, Interessenverbände oder ein-zelne Bürger, dafür auch öffentlich zu demonstrieren tut unserer Demokratie gut.

Es gab die „Finanz-Bazooka“ zur Überwindung der Coronakrise, es gab 100 Mrd. für die Bundeswehr – wir brauchen schon lange einen Marshallplan für die Reform unseres Bildungswesens!

Der Vorstand des LandesElternRat

Die Presseinformation zum Download finden Sie hier: